Satire

Der Berliner Morgenfuchs präsentiert:

Das Tier der Woche: Das Verspätung



Das Verspätung (lat. mora agmen) ist heute das am weitesten verbreitete Raubtier der Welt. Seine Erstentdeckung war am 7. Dezember 1835 auf der neu eröffneten Bahnstrecke Nürnberg-Fürth, Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass dieses evolutionäre Wunder seinen Ursprung in Deutschland hatte. Schon wenige Jahre nach der ersten Sichtung wurden in immer mehr Regionen Deutschlands kleine Verspätungs entdeckt. Mittlerweile wurden sie auf der ganzen Welt, außer in Japan und der Schweiz, gesehen.
Die Verspätungs sind meist weiß oder rot bis rotbraun und können von wenigen Minuten bis mehreren Stunden groß werden, zudem haben sie kleine spitze Zähne, mit denen sie mit Vorliebe an den strapazierten Nerven von Reisenden knabbern, aber auch der deutsche Bundeshaushalt wird gerne aufgezehrt. An besonderen Standorten, wie Großprojekten der Bundesrepublik, allem was mit der Bahn im weitesten Sinne in Verbindung steht oder an Orten wo Menschen unter Zeitdruck stehen, sollen auch schon wesentlich größere gesehen worden sein. Über die Fortpflanzung ist bisher nichts bekannt, jedoch vermuten Biologen eine ganzjährige Paarungszeit, da Ganzjährig viele kleine Verspätungchen gesichtet werden. Das größte und älteste Exemplar lebt mit vielen kleineren momentan auf einem Gelände nahe Berlins.
Besonders ICE-Trassen, aber auch alte feuchte Gleise gehören zu ihren Lieblingslebensräumen, es wird aber auch jeder andere “besondere Standort” dankend angenommen. In vielen Bahnhöfen sind inzwischen sogar sogenannte “Verspätungs-Überwachungsmonitore” (lat. Fahrgastinformationen) aufgestellt wurden, welche den aktuellen Standort dieser Tiere anzeigen sollen. Die Erfahrungen der letzten 5 Jahre zeigten jedoch, dass diese sehr unzuverlässig mit ihren Angaben sind und daher nicht verwendet werden können, sollte man diese in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten wollen.

Ihre Ernährung ist im Vergleich zu anderen Tieren sehr vielfältig und das Nahrungsangebot ist reich, so ist auch ein exponentieller Anstieg der Population gewährleistet.
Im Folgenden ist ein Teil ihrer täglichen Nahrung aufgeführt:
  • Intercitys
  • Regionalbahnen
  • Güterzüge
  • Baustellen
  • BER
  • Staatliche Großprojekte
  • Sämtliche Berliner Baustellen
  • Nochmal der BER!
  • Der Berliner Morgenfuchs
  • Ihren Termin!
  • Sonstiges (jedoch eher seltener und nur bei Nahrungsknappheit, z.b. ausgelöst durch einen GDL-Streik)

So wie alles haben auch die Verspätungs ihre natürlichen Feinde, die folgenden List soll darüber einen Überblick geben:
  • Pünktlichkeit
  • Schweizer Verkehrsunternehmen
  • Fußgänger
  • Die DHL
  • Japanische Eisenbahnunternehmen
  • Funktionierende Zeitpläne
  • Stillgelegte Bahnstrecken
  • Kinder (direkter Konkurrent der mora agmen)
  • Kleine Kinder (direkter Konkurrent der mora agmen)

Das Verspätung lässt sich nicht mit den klassischen Bio- und Chemiewaffen ausrotten, selbst Atomwaffen und Silberkugeln haben in der Vergangenheit nicht viel geholfen.
Das einzige was hilft, ist die Stilllegung der betroffenen Bahnstrecke, der Abbruch eines betroffenen Bauprojektes und andere Maßnahmen, welche das Nahrungsangebot reduzieren.
Womöglich könnten dann aber die süßen Tierchen auf umliegende Wohnzimmer, Fahrstühle, Straßenbahnen, Busse, Autos oder andere städtische Dienstleistungen übergehen. Dies dürfte die Anwohner in keinster Weise erfreuen, obwohl die Verspätungs eine sehr friedliebende Spezies sind und in der Regel wirklich putzig aussehen.

Greenpeace warnt!: "Sollte eines Tages ein Wundermittel gegen Unpünktlichkeit entdeckt werden, wäre die Existenz dieser Spezies stark bedroht."