Satire

Battle Royale:
Epic Games und der Kinderkreuzzug

Seit heute dem 13. August, kann das Spiel “Fortnite” nicht mehr aus dem App-Store oder über Google-Play bezogen werden. Grund dafür ist ein Verstoß gegen die Store-Richtlinien. Epic Games hat ihrem Spiel eine neue Zahlungsmethode eingebaut, die dem Spieler einen Rabatt in Höhe von 20 % einräumt. Das allein wäre an sich nicht weiter tragisch, wenn der Rabatt nicht auf Kosten der Store-Betreiber vonstattengehen würde.
Hintergrund der Geschichte ist, dass bei einem In-App-Kauf die Zahlung über den entsprechenden Store ablaufen muss. Dabei fällt jedoch eine Provision in Höhe von 30 % an.

Epic Games hat absichtlich gegen die bestehenden Verträge verstoßen und somit den Rauswurf selbst provoziert. Jetzt nach dem Hausverbot hat Epic Klage gegen Apple eingereicht und weil es scheinbar so lustig, haben sie dann auch gleich noch Google dazu verklagt. Allein die Klage gegen Apple ist 60 Seiten lang. dass man so detailliert über ein so simples Thema schreiben kann. Zudem stacheln sie ihre Community gegen die beiden Konzerne auf. Sie fordern die junge Spielerschaft dazu auf sich zu beschweren und dabei den Hashtag “#FreeFortnite” zu verwenden. Zum anderen befeuerten sie den Kreuzzug, welcher überwiegend aus Kindern und Jugendlichen besteht, mit einem Propagandavideo, welches wenige Stunden nach der Sperrung veröffentlicht wurde. Dabei nahmen sie als Grundlage einen alten Werbespot von Apple aus dem Jahre 1984. Mit der Parodie des Werbespots werfen sie Apple vor, genau der geworden zu sein, den sie 1984 selbst kritisiert hatten. Aufgrund der kurzen Zeit, die zwischen Sperrung ihres Produktes und der Veröffentlichung des Videos liegen, ist es naheliegend, dass sie das von vornherein mit langer Hand geplant hatten.
*Frage: Wie würdet ihr das den finden, wenn Apple das Gleiche in euren Store abzieht?

In einer farblosen und düsteren Welt betreten ausdruckslose Arbeiter im Gleichschritt eine Halle mit einem riesigen Bildschirm (Teleschirm). Der „Große Bruder“ spricht zu ihnen und preist die „Vereinigung der Gedanken“ an. Ebenfalls zu sehen ist eine junge Frau in Sportkleidung, die auf den Bildschirm zurennt. In der Hand trägt sie einen großen Vorschlaghammer. Sie wird von mehreren Personen, der Gedankenpolizei, verfolgt. Die Frau holt zum Befreiungsschlag aus und schleudert ihren Hammer gegen den Schirm, der zerbricht und die Zuschauer mit grellem Licht anstrahlt.
Steve Jobs, der damalige Chef von Apple, erklärte später, dass der “Große Bruder” für den damals dominanten Konzern IBM steht. Seine Produkte für “Konformität” und den langweiligen und grauen Alltag, der Macintosh hingegen für das Neue, das Bunte und Vielfältige.

Ein Unternehmen getrieben durch die eigene Gier nach Macht und Geld, stellt sich zudem in der Öffentlichkeit als Kämpfer für die User dar. Egal wie der Rechtsstreit ausgehen wird, es wird bestimmt keine Verbesserungen für die Spieler bringen. Den hierbei geht es richtig um Geld. Vielleicht ist ihnen aber auch einfach nur kein effektiveres Marketing eingefallen.
Im vergangenen Jahr sind sie grandios gegen Steam gescheitert. Ihr eigener Store läuft einfach nicht so gut. Außerdem gab es einiges an Problemen. So sind verschenkte Spiele aus der Bibliothek mancher Spieler spurlos verschwunden und wurden nicht erstattet. Zudem sollen wohl Spieler verklagt wurden sein, die über Social-Media schlechte Kritik für Fortnite abgaben, aber auch Cheater wurden wegen einer Urheberrechtsverletzung verklagt.
*Wie man auch immer beim Schummeln eine Urheberrechtsverletzung begehen kann …

~Leon Lukas (12) wurde zu zwei Jahren Haft aufgrund einer Urheberverletzung verurteilt, er schummelte beim Monopolyabend mit seinen Eltern ...

Klinkt irgendwie bescheuert, ist euch da wirklich nichts Besseres eingefallen?


Doch das wirklich traurige an der Sache ist, dass die jungen Spieler überhaupt nicht wissen, was wirklich der Hintergrund von allem ist. So kann man derzeit haufenweise Kinder und Jugendliche sehen, die dem Aufruf Folgeleisten und sich an dem Krieg der extrem reichen Unternehmen auf Epic´s Seite beteiligen. Auch auf YouTube kursieren viele schlecht recherchierten News, teilweise sogar Falschmeldungen, da diese ja bekanntlich mehr Klicks geben. Dabei sollten gerade diese “Prominenten” ihre Funktion als Vorbild wahren, wenn sich ihr Inhalt schon an junge Menschen richtet. Aber Aussagen wie: “Die Menschen im Video sehen aus wie in 1984. Man hat sich vermutlich für diese Zeit entschieden, weil die Menschen damals alle unterdrückt wurden und Epic jetzt vorhat uns zu befreien.” bringen mich einfach zu fast zum Weinen. Wie kann am Mann um die 30 nur so dumme Aussagen von sich geben?
Meiner aktuellen Schätzung nach werden vermutlich nur 1 % aller Fortnite-Spieler die Anspielung auf den Roman 1984 verstanden haben und weitere 4 % werden wohl die Werbung von Apple kennen, auf dem der Spot von Epic immerhin aufbaut.
George Orwell würde sich im Grabe umdrehen ...
Wir können jedenfalls gespannt bleiben, wohin das ganze noch führen wird. Drei sehr große Unternehmen kriegen sich in die Wolle, vielleicht wird es ja sogar noch politisch. Runde zwei im Amerika gegen China. Mal schauen ...


Epic Games gehört zu 48,4 % (stand: 12. August 2020) dem chinesischen Konzern “Tencent” und betreibt neben dem Kerngeschäft mit Fortnite den Epic Games Store.
Fortnite wird von circa 350 Millionen Spielern gespielt.