Satire

Weihnachtsdeko und Mails



Blinkende Lichterketten überm Schreibtisch, in Fluren und an Fenstern, Räucherstäbchen erfüllen die Großraumbüros in ein wundervolles Durcheinander der verschiedensten Gerüche. Von Zimt über Bratapfel bis hin zu Vanille, aber auch Weihnachtslieder in Dauerschleife beschallen die Arbeitsplätze vom Dienstbeginn bis zum Feierabend. Beim Thema „angemessene Adventsstimmung“ gehen die Meinungen auf Arbeit oft auseinander. Während dem einen ein Bäumchen auf dem Flur oder Plätzchen in der Küche genug sind, brauchen andere schon ihren ganz persönlichen Weihnachtsmarkt.
Auch nach der Arbeit zieht sie das Chaos weiter durch. Der Weihnachtsbaum steht in vielen Haushalten seit dem 1. Dezember. Aber wer glaubt das war es schon, wird im Laufe der Adventszeit böse überrascht. Die Weihnachtsdeko scheint sich wie von selbst zu vermehren. Alles fing ganz harmlos mit einem funkelnden Baum im Wohnzimmer an, kurz darauf tauchte dann plötzlich eine weihnachtliche Tischdecke auf, gefolgt von einem Adventskranz. Dann hing plötzlich ein Stern hier und eine Lichterkette dort. Ehe man sich versah, hatte die Dekoration erst das ganze Wohnzimmer, dann das ganze Haus erobert. Selbst in unsere Redaktion ist sie letztendlich vorgedrungen und das will etwas heißen.

Miniatur Weihnachtsbaum bestehend aus einem Zweig, umwickelt mit Geschenkband

Gerade, wer in einer Metropole lebt, kann besonders dieses Jahr ein Lied von singen. Viele Menschen sind seit November von ihrer Arbeit befreit. Schon lustig, wenn man so darüber nachdenkt, dass es früher einmal Zwangsarbeiter gab, während es heute Zwangsurlauber gibt. Doch anstatt zuhause zu bleiben, wie es eigentlich beabsichtigt war, stürmten sie zwei Wochen vor der Bescherung die Einkaufszentren und Läden. Ehrlicherweise muss man aber auch dazu sagen, das Weihnachten auch schwer vorherzusehen ist. Immerhin fiel es dieses Jahr auf dem vierundzwanzigsten Dezember. Das konnte nun wirklich niemand vorhersehen!
Es ist doch jedes Jahr aufs Neue ein schönes Indiz dafür, dass man irgendetwas verpasst hat, wenn vor der Postfiliale in der Nachbarschaft eine zweihundert Meter lange Schlange steht.

Im nachfolgenden könnt ihr ein paar besonders lustige beziehungsweise kuriose Mails lesen, welche uns seit dem 10. Dezember erreicht haben. Ich gehe dann in der Zwischenzeit mein blutendes Bankkonto verarzten. Vielleicht eignen sich ja die Verpackungen des ganzen Süßkrams dazu.


E-Mail vom 10. Dezember 2020:
Absender: Unbekannt
„Ihr Geld 24/7 waschen, wenn sie unseren Finanzroboter verwenden. ‚https://zensiert.local‘ “

Vielen Dank für das nette Angebot, aber leider führen wir derzeit keine illegalen Machenschaften in unserem Leistungskatalog. Sollte sich das ändern, kommen wir gerne auf ihr Angebot zurück.


E-Mail vom 14. Dezember 2020:
Absender: „Schneesturm Merch Shop“
„Sehr geehrter Kunde, Leider wurde uns mitgeteilt, dass der Artikel xyz erst im Januar 2021 an uns geliefert wird.
Andernfalls, wenn Sie Ihre Bestellung stornieren möchten, kontaktieren Sie uns über die unten angegebenen Kontaktdaten und wir können eine Rückerstattung arrangieren.
Bitte entschuldigen Sie sich aufrichtig für etwaige Unannehmlichkeiten oder Enttäuschungen.
Wenn Sie weitere Fragen zu diesem Problem haben…
Bitte beachten Sie, dass unsere Geschäftszeiten…
Mit freundlichen Grüßen
Kundendienst“


Vielen Dank für die Information natürlich entschuldige ich mich aufrichtig bei Ihnen für etwaige Unannehmlichkeiten oder Enttäuschungen.
Müssten das aber eigentlich nicht Sie bei mir tun? Immerhin sollte das ein Weihnachtsgeschenk werden.
*Im Übrigen schreibt man nach einem Komma nicht groß ;)


E-Mail vom 19. Dezember 2020:
Absender: Eric
„Guten Tag! Mein Name ist Eric und im Gegensatz zu vielen E-Mails, die Sie vielleicht bekommen, wollte ich Ihnen ein Wort der Ermutigung zukommen lassen. Ein Teil meines Jobs ist es Webseiten. Die Arbeit, die Sie in ‚coole-seite.local‘ investiert haben ist wirklich herausragend. Es ist offensichtlich, dass sie die Erstellung erst genommen haben und viel Zeit und Geld investiert haben, um sie hochwertig zu gestalten. Es gibt jedoch einen Haken... genauer gesagt, eine Frage... Wenn also jemand wie ich zufällig Ihre Seite findet - vielleicht ganz oben in den Suchergebnissen (gute Arbeit übrigens) oder einfach durch einen zufälligen Link, woher wissen Sie das? Und was noch wichtiger ist: Wie stellen Sie eine Verbindung zu dieser Person her? Studien zeigen, dass 7 von 10 Besuchern nicht auf der Seite bleiben - sie sind in der einen Sekunde da und in der nächstem mit dem Wind verschwunden! Hier ist ein Weg, um sofortiges Engagement zu erzeugen, den Sie vielleicht noch nicht kannten oder kennen... Unsere Software erfasst vollautomatisch den Namen, die E-Mail-Adresse und die Telefonnummer eines jeden Besuchers. Es lässt Sie SOFORT wissen, dass der Besucher interessiert ist - so dass Sie mit ihm sprechen können. Sobald sie unsere Software installiert haben, können sie ihren Besuchern auch SMS-Benachrichtigungen zuschicken. Aber Achtung, mein Angebot gilt nur innerhalb der nächsten 5 Minuten! Lassen sie sich nicht Ihren Game-Changer für ihr Geschäft entgehen und seien Sie ihrer Konkurrenz einen Schritt voraus!“

Hallo Eric, kennen wir uns oder hast du einfach keinen Nachnamen? Vielen Dank für Ihre netten Worte. Es Freud mich wirklich sehr, dass Ihnen meine leere Testseite so gut gefallen hat. Mich hat das Erstellen der Seite auch nur 5 Minuten gekostet. Mir kommt es eher so vor, als wollten Sie einfach nur Ihr Verkaufsgespräch tarnen. Zudem denke ich, dass ich die Namen, Mail-Adressen und besonders die Telefonnummer meiner Besucher nicht brauche. Zu Ihrer Frage, woher ich wissen will, wie jemand auf meine Seite gekommen ist… Es gibt da etwas, was sich Server-Log nennt. Nur so als kleiner Tipp. Zudem würde mich mal interessieren, wie Ihre Suchanfrage lautete, dass sie meine Testseite in Google ganz oben finden konnten. Die muss dann ja sehr speziell gewesen sein. xD


Mail vom 23. Dezember 2020:
Absender: Unbekannt
„Ich weiß endlich, wie es ist, den Traum zu leben. Ich habe nicht mehr das Gefühl von außen zuzuschauen, während alle anderen den ganzen Spaß haben. Besuchen Sie jetzt ‚https://zensiert.local‘ und werden auch Sie ein Millionär!“

Vielen Dank, aber ich bin eher bescheiden. Man braucht nicht zwangsläufig eine hohe Summe auf dem Konto, um glücklich zu werden. Geld allein macht nicht glücklich, vielleicht denken Sie da einmal drüber nach 😉


Mail vom 24. Dezember 2020:
Absender: An- und Verkauf „Plunder und Bares“
„Sind sie auch Ihren ganzen Plunder leid? Kein Problem, wir regeln das für Sie. Als professioneller An- und Verkauf nehmen wir alles, was Sie nicht mehr brauchen! Vereinbaren sie JETZT Ihren kostenlosen und unverbindlichen Termin.“

Hallo, vielen Dank. Ich habe so ein kleines Problem mit weihnachtlicher Dekoration. Am besten Sie bringen gleich einen 40-Tonner mit, dann müssen Sie nicht so oft fahren.




Wir bedanken uns bei allen Lesern und gekränkten Opfern unseres Artikels!

Der MorgenFuchs, hier bekommt jeder seinen Senf weg!